HR/IT TALK Episode #37

SAP Business Technology Platform einfach erklärt - Integration, Erweiterung & Innovation


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SAP Business Technology Platform aka SAP Cloud Platform aka SAP HANA Cloud Platform – alles Produktnamen, die das Platform-as-a-Service (PaaS) Angebot aus dem Hause SAP beschreiben. Die Lösung der Walldorfer stellt hierbei ein breites Spektrum von Diensten zur Verfügung, wie etwa eine mächtige Entwicklungsplattform, eine Laufzeitumgebung für kundenindividuelle Erweiterungen von Cloud- und On-Premise-Landschaften sowie Funktionen für Collaboration oder Integration.

Über dieses Potpourri an Möglichkeiten diskutieren projekt0708 Geschäftsführer Michael Scheffler und Martin Koch - CEO und Principal Consultant bei CloudDNA - in dieser Episode von HR/IT Talk.

 

Ergänzende Informationen zu dieser Episode:

 

Das Interview zum Nachlesen 

Michael Scheffler:

Martin, wir kennen uns ja schon seit Längerem. Ursprünglich haben wir uns im Rahmen einer Schulung in Walldorf kennengelernt, die du als Referent gehalten hattest. Natürlich ging es bei der Schulung inhaltlich um unser heutiges Thema, nämlich die Business Technology Platform oder kurz SAP BTP. Dazu dann gleich mehr. Neben deiner Tätigkeit als Referent bist du als CEO bei Cloud DNA aktiv und schreibst auch ganz nebenbei ein paar Bücher, als SAP Autor. Erzähl doch mal, wie bist du ursprünglich in dieses SAP Universum reingekommen, hast Berührungspunkte damit gehabt und was machst du noch so alles, wenn du nicht gerade Schulungen in Walldorf hältst?

Martin Koch:

Sehr spannende Frage. Ich habe eigentlich ursprünglich eine Linien-Pilotenausbildung gemacht bei Austrian Airlines, hatte dann das Pech, dass auf meine Ausbildung der 11. September gefallen ist, vor 20 Jahren. Ausbildung fertig gemacht, war fertig ausgebildet, dann keinen Job gefunden und von Austrian nicht angestellt worden. Dann bin ich eigentlich über ein Wirtschaftsinformatikstudium bei SAP gelandet. Da gibt es auch eine super Anekdote dazu, da habe ich mich bei diversen Beratungshäusern beworben für ein Trainee-Programm, weil mich das immer interessiert hat und war u. a. eben auch bei einem ganz großen, auch SAP-Partner und die haben mich damals abgelegt mit der Begründung, sie sehen für mich keine Zukunft im SAP-Umfeld und zwei Tage später habe ich von SAP selbst die Zusage bekommen und habe das Gleiche bei SAP gemacht.

Michael Scheffler:

Alles klar. Wenn du wieder mal auf Jobsuche bist, kannst du gerne bei mir anklopfen.

Martin Koch:

So ist eigentlich das Ganze entstanden. Mit einem Trainee-Programm bei SAP gestartet, in einem halben Jahr alles Mögliche an Teams durchgemacht und rotiert und da bin ich halt in Technologiethemen hängen geblieben. Das war eigentlich der Einstiegspunkt in das SAP-Unternehmen mit damals der Mittelware von SAP, mit Exchange Infrastructure.

Michael Scheffler:

Die gute alte XI, die kennen wir auch noch. Man hört es auch so ein bisschen raus, du bist in Österreich verortet, richtig?

Martin Koch:

Richtig, genau. Mittlerweile im Südosten Österreichs. Keine SAP-Kunden in der Nähe. Der nächste Kunde ist 70 km entfernt, aber wir liegen genau zwischen Wien und Graz in der Mitte und in einem super Weinanbaugebiet. Es gibt also gute Sachen zu trinken, aber keine SAP-Kunden.

Michael Scheffler:

Dann kriegt man die Zeit auch rum.

 

Was genau ist die SAP Business Technology Platform eigentlich?
Michael Scheffler:

Martin, vielen Dank für die Vorstellung. Dann lass uns doch bitte inhaltlich einsteigen. Beginnen möchte ich mit folgender Fragestellung. Was genau ist die SAP Business Technology Platform eigentlich? Eine ganz einfache Frage, aber wahrscheinlich nicht so leicht zu erklären. Im Intro habe ich bereits erwähnt, dass die Lösung viele Namen besessen hat. Der Funktionsumfang hat sich hoffentlich stets mitentwickelt, vielleicht kannst du uns da ein bisschen aufschlauen oder ist das Ganze nur alter Wein aus neuen Schläuchen? Erzähl mal.

Martin Koch:

Grundsätzlich, wie du es auch schon erwähnt hattest, die BTP ist ja das Platform as a Service Angebot von SAP, d. h. alles, was quasi keine Standardsoftware in der Cloud ist wie bspw. SuccessFactors oder Concur, sondern für die Entwicklung von eigenen Applikationen, dafür ist halt ein Platform as a Service Angebot gedacht. Das hat ja schon einige Namen, Namensänderungen auch hinter sich. Ist natürlich auch besonders spannend, wenn man jetzt in dem Bereich publiziert und es werden kurzfristig Namen geändert.

Teilweise ist wirklich nur der Name geändert worden ohne dass der Funktionsumfang wirklich massiv geändert oder angepasst wurde, also wirklich nur marketingtechnisch etwas passiert, aber auch lizenztechnisch mit diesem Platform Enterprise Agreement, mit dem CPEA, dass ich quasi eine Generalnutzungslizenz kaufe für die Cloudplatform und ich kann alles verändern, das hat sich in dem Zuge auch geändert. Was besonders spannend ist und eine Herausforderung auch für uns, ist die Tatsache, dass SAP bestimmte Services auch wieder abdreht. Wie das aktuell auch mit IOT bspw. der Fall ist, d. h. IOT-Services abgekündigt und der läuft dann eben aus und es gibt keinen Ersatz mehr von SAP dafür.

 
Welche Ziele verfolgt die SAP mit der Business Technology Platform?
Michael Scheffler:

Das muss man natürlich wirklich als SAP-Anwenderunternehmen bzw. dann frühzeitig darauf reagieren. Habe ich verstanden. Welche Zielsetzung hat denn dann die SAP eigentlich mit der Business Technology Platform? So mal intergalaktisch betrachtet.

Martin Koch:

Im Prinzip drei große Use Cases. Das eine ist das Erweitern von Cloud Applikationen und auch von S4HANA On-Premise bspw., dass man das in der Cloud eben dann erweitern kann, dass man das somit auch selbst gar nicht mehr hochsetzt, sondern das mehr oder weniger an SAP auslagert. Das ist mal das eine. Wenn ich Funktionen habe, die mir im SuccessFactors fehlen, in einer S4HANA Cloud, in einem Ariba, in einem Concur, dann kann ich das grundsätzlich in der BTP erweitern. Das Zweite ist das ganze Thema Integration. Das ist natürlich auch bei euch im HR-Umfeld ein riesen Thema, hybride Systemlandschaften. Ich habe Systeme in der Cloud, ich habe On-Premise-Systeme und die müssen natürlich miteinander kommunizieren. Dafür wird die BTP auch positioniert.

Da ist auch ein wichtiger Bestandteil die Integration Suite. Mit der kann man in dem Umfeld alles eigentlich abbilden, was im SAP Kontext zumindest auftaucht. Der dritte wäre der Innovationsteil, d. h. ich entwickele komplett neue Applikationen, die jetzt mit anderen Cloud-Applikationen nichts zu tun haben und die könnte ich dann beispielsweise auch über den SAP Appstore entsprechend vertreiben. Wenn man sich das natürlich auch als Partner antun möchte.

 

Parallelen der SAP übertragen auf die Cloudwelt
Michael Scheffler:

D. h. ich bin ja schon etwas länger in dem ganzen SAP-Geschäft tätig und daher sehr On-Premise-lastig, wenn ich das Ganze mal mit dem guten, alten Net Weaver vergleichen würde, dann gibt es da gewisse Parallelen übertragen auf die Cloudwelt logischerweise?

Martin Koch:

Ja richtig. Im Prinzip kann ich das genauso betrachten wie eine Net Weaver in der On-Premise-Landschaft, dass ich wirklich den auch als Plattform verwenden kann für meine eigenen Entwicklungen und auch für Erweiterungen, die ich durchführe. Egal, ob das jetzt im klassischen SAP jetzt eine Z-Entwicklung wäre im Kundennamensraum oder theoretisch auch eine Modifikation. Das könnte ich dort natürlich auch laufen lassen. Das kann man wirklich vergleichen.

Michael Scheffler:

Ich glaube ganz ursprünglich, wieder ein neuer Name, war das Ganze auch als Cloud Net Weaver angedacht.

Martin Koch:

Genau. Ich glaube das ist verworfen worden, weil der Net Weaver mit Schwergewichtigkeit assoziiert wird. Deswegen hat sich vielleicht für einen moderneren Namen entschieden.

 

Dienste und Services die zur Verfügung gestellt werden
Michael Scheffler:

Gut. Lass uns mal eine Etage tiefer steigen. Ich habe jetzt verstanden, Integration, Extension, Innovation, das sind so diese drei Bereiche, diese große Schwerpunktthemen innerhalb der BTP. Vielleicht gehen wir mal eine Etage tiefer und gucken mal, welche Building Blocks darunter zu finden find. Ich habe es ja im Intro erwähnt, es gibt eine unglaublich große Zahl an Diensten, an Services, die zur Verfügung gestellt werden. Welche sind denn das? So überblicksartig, ohne eine vollständige Liste dich aufzählen lassen zu wollen, aber welche Themen fallen dir da so intuitiv ein?

Martin Koch:

Auf der einen Seite natürlich das ganze Thema Speicherung von Daten, Verwaltung von Daten. Alles, was sich rund um die HANA bzw. HANA Cloud dreht und natürlich auch um das Business Warehouse in der Cloud. Alles, was wirklich die Datenspeicherung betrifft. Da ist die BTP eigentlich gesetzt. Dann auch das ganze Thema Analyse der Daten, die dann in den entsprechenden Systemen liegen. An der Stelle haben wir dann auf der einen Seite die Analytics Cloud als Applikation, die ja wahrscheinlich auch schon sehr vielen Kunden mittlerweile bekannt ist und die auch sehr gerne verwendet wird, weil sie auch wirklich einfach zu bedienen ist.

Das ganze Thema Auswertung und Visualisierung von Daten. Dann natürlich das ganze Thema Integration mit der Integration Suite bzw. auch mit allen Komponenten der Suite. Da gibt es ja mehr als nur die klassische Integration. Und dann eigentlich auch noch das ganze Thema, wie es früher geheißen hat, intelligente Technologien, wo auch ein IOT reingefallen ist, was es ja dann jetzt nicht mehr gibt, wo aber auch diverse Machine Learning Szenarien reinfallen, die von der SAP angeboten werden, wo ein Robotic Process Automation reinfällt, also auch alles um das Thema Automatisierung von Prozessen spielt sich da ab.

Michael Scheffler:

Ich höre gerade IOT ist aufgekündigt. Was ist dann die Alternative? Was bietet SAP an der Stelle an?

Martin Koch:

Es sieht aktuell so aus, als ob es von SAP gar keine Alternative gibt, dass ich wirklich dann zu Microsoft oder zu Amazon wechseln muss oder zu Google, wenn ich dort einen passenden Service finde. Das ist natürlich besonders bitter, weil es gibt ja in der BTP zwei Technologiestacks. Es gibt dieses sog. Neo Stack. Das ist alles, was SAP in eigenen Data Centern betreibt und auf der anderen Seite haben wir den Cloud Foundery Stack. Der Cloud Foundery Stack, da hat SAP sich entschieden, dass man auf einen Standard geht und dass man aber die Infrastruktur nicht mehr selbst bereitstellt, sondern dass man die halt entsprechend zukauft bei Microsoft, bei Amazon oder bei Google, was ja absolut Sinn macht. Jetzt mussten die Kunden teilweise von Neo auf Cloud Foundery emigrieren den IOT-Service und wenn er jetzt nochmal abgekündigt wird, ist das besonders bitter.

 

Beispiele: wofür wird die BTP in der Praxis konkret verwendet?
Michael Scheffler:

Aber gut, das kennt man ja aus der Vergangenheit ein bisschen. Ok, habe ich verstanden und jetzt mal ein paar Beispiele im Detail. Wofür wird denn die BTP in der Praxis konkret verwendet? Welche Herausforderungen lösen denn die SAP-Anwenderunternehmen deiner Meinung nach mit dieser Lösung und vielleicht hast du ein paar interessante Kundenbeispiele für uns. Das ist glaube ich hilfreich, um mal zu verstehen, was da für ein Potential drin steckt.

Martin Koch:

Das Thema Integration ist eigentlich immer gesetzt, quasi bei jedem Kunden, der eine SAP-Cloudlösung kauft, irgendein Software as a Service Angebot. Im SuccessFactors beispielsweise kann man das ohne die BTP nicht vernünftig integrieren in der On-Premise-Landschaft, ohne die Integration Suite. Klappt natürlich mit anderen Lösungen, aber halt etwas aufwändiger. Das ist quasi bei jedem Kunden mittlerweile gesetzt.

Gibt auch sehr viele Kunden, die darauf setzen und die damit teilweise die On-Premise-Mittelware ablösen, weil es eben auch ein Lizenzthema ist. Da kann ich mir schon einiges an Hardware und damit an Kosten dahinter sparen. Das zweite, was wir sehen, was sehr häufig verwendet wird, ist für den externen Zugriff auf Applikation. So klassische Customer Facing Portale, die nach außen freigeschaltet werden für eine bestimmte Zielgruppe. Entweder für die eigenen Mitarbeiter oder auch z. B. für Geschäftspartner, damit die entsprechend Daten erfassen können.

Michael Scheffler:

Also ein Lieferantenportal beispielsweise?

Martin Koch:

Genau. Da haben wir auch ein Thema aktuell, eine Applikation, die wir entwickeln in der Cloud mit einem Workflow. Da geht es darum, dass im Prinzip die Lieferanten die ganzen Compliance-Dokumente hochladen können, dass sie die Daten ihrer Sub-Lieferanten erfassen können und zur Verfügung stellen und das halt mit einem mehrstufigen Workflow dahinter. Quasi auch das Gegenstück zum Workflow in der On-Premise-Landschaft, dass das komplett in der Cloud läuft. Ein anderes Beispiel habe ich auch wieder. Nicht Customer Facing, aber für externe Service Techniker, dass die jetzt im Feld unterwegs sind und mit einer mobilen Applikation Daten erfassen können von Produktionsanlagen oder Maschinen, die sie beim Kunden installiert haben und wo eben entsprechend ein Service durchgeführt wird.

 

SAP BTP an plastischen Use Cases im HR-Kontext 
Michael Scheffler:

Spannend. Jetzt ist es so, ein Großteil unserer ZuhörerInnen beschäftigt sich mit HR-IT-Lösungen und ist dementsprechend in der Organisation verortet. Das waren ja Beispiele aus anderen Themengebieten bis auf dieses Integrationsthema. Vielleicht könntest du uns mal ein paar Möglichkeiten der SAP BTP an plastischen Use Cases im HR-Kontext erklären, dass quasi unsere Zuhörerschaft das ein bisschen besser einschätzen kann und zwar denke ich da so an mobile Apps, die kundenspezifisch für ein Anwenderunternehmen entwickelt werden sollen oder vielleicht auch in Verbindung mit SAP SuccessFactors, also der cloudbasierten HR-Lösung der SAP, was ja oftmals als personalwirtschaftliches System eingesetzt wird. Da ein Beispiel, was sehr greifbar ist. Kannst du uns da etwas durch deklinieren?

Martin Koch:

Da ist eigentlich die BTP auch super dafür geeignet, dass man wirklich mobile Applikationen entwickelt und auch jetzt aus nichttechnischer Sicht der große Vorteil der Verwendung der BTP liegt eben darin, dass ich mich um das Thema Security zwar kümmern muss, aber dass ich nicht der erste Angriffspunkt bin mit meiner eigenen Infrastruktur. Das macht SAP oder halt die Infrastrukturanbieter, die dahinter stehen und da werden halt schon bestimmte Angriffsmuster erkannt und abgefangen und bestimmte Attacken und Typen von Attacken abgefangen. D. h. ich erkaufe mir mit der BTP eigentlich auch ein Security Layer, der mir vorgelagert ist. Das ist natürlich besonders attraktiv, auch für mobile Applikationen. Das ganze Thema Onboarding z. B. Wenn ich eine mobile Applikation verwende, das nimmt mir die Plattform komplett ab.

Was kann man sich darunter vorstellen? Im Prinzip geht es darum, ich nenne mal ein konkretes Beispiel, ich habe SuccessFactors im Einsatz als Kunde und möchte jetzt für einen bestimmten Use Case eine mobile App erstellen. Ich möchte jetzt nicht die SuccessFactors App verwenden im Standard, sondern möchte was Eigenes entwickeln. Da bietet mir SAP schon auf der einen Seite die Möglichkeit mit den mobile Services in der BTP für die Entwicklung und die Bereitstellung der Applikationen, auch für das gesamte Thema Onboarding, liefert mir aber auch Werkzeuge mit aus bzw. Plug-Ins für Werkzeuge, mit denen ich dann einfach entwickeln kann. Thema Fiori. Das gibt es auch für mobile Plattformen, für Android und IOS und damit kann ich ganz einfach Services konsumieren, Daten aus Cloudsystem auslesen und natürlich auch wieder zurückspielen. Da ist die BTP sehr stark auch in dem Umfeld.

Da hat es SAP auch geschafft, dass man zentral alle Schnittstellen dokumentiert oder nahezu alle, auch von allen Cloudsystemen mit dem sog. EPI Business Hub. Wenn ich jetzt einen Anwendungsfall habe, ich muss halt bestimmte Daten aus dem SuccessFactors in einer mobilen App darstellen, ist das halt nicht mehr wirklich eine Weltraumwissenschaft, das selbst umzusetzen. Die ganze Konsumation, Bereitstellung bieten mir eigentlich alles die mobilen Services und ich muss wirklich nur noch das UI draufsetzen und das ist relativ einfach dann.

Michael Scheffler:

Solche Themen wie „Bring your own device“, also die Strategie, dass ein Unternehmen den Mitarbeitern erlaubt eigene mobile Endgeräte zu verwenden im Businesskontext wäre da kein Problem?

Martin Koch:

Das ist grundsätzlich kein Problem. Da ist eine super spannende Frage wieder. SAP hatte ja ursprünglich eine Device Management Lösung. Im Prinzip geht es ja mit einem Device Management darum, dass ich für die mobilen Endgeräte, aber auch für Laptops z. B., dass ich diese Geräte zentral verwalten kann und auch Policies vergeben kann. Da kann eben z. B. auch so Dinge definieren wie „bring your own device“, was ist zulässig, welche Apps dürfen installiert werden, dass E-Mail-Accounts vorkonfiguriert werden.

Das ist alles grundsätzlich möglich, dass man das verwalten kann, aber nicht mit SAP-Technologie. Das ist eigentlich der Nachteil. Da gibt es halt Hersteller wie mobile Iron z. B. oder Microsoft hat eine Lösung mit Intune. Da weiß ich nicht, wie da der aktuelle Status ist, ob die noch weiterentwickelt wird oder SevenP, die sitzen auch in Deutschland, da gibt es eine Vielzahl an Anbietern, die sich darauf spezialisiert haben und damit auch „bring your own device“ kein allzu großes Problem. Verwaltete Geräte würde ich immer empfehlen, auch wenn es ein eigenes Device ist, dass es entsprechend verwaltet ist, zumindest für die Unternehmen selbst.

Michael Scheffler:

Das wäre vielleicht auch insofern sinnvoll, denn unterschiedliche Geräte haben ja auch unterschiedliche Anforderungen an die App-Entwicklung. Wenn ich unterschiedlichste Geräte unterstützen möchte, damit die Darstellung meiner Kunden in Fiori-Apps optimal stattfindet, dann habe ich da natürlich größere Aufwände zu leisten im Zweifel als wäre es die eigene Variante.

Martin Koch:

Das ist auch die Frage, die ich mir als Kunde stellen muss und auch als SAP-Partner, ist es wirklich sinnvoll, dass ich eine native, mobile App entwickele? Dass ich wirklich die Werkzeuge und Programmiersprachen erlerne und wirklich im Griff habe für Android und IOS-Entwicklung oder ob es nicht sinnvoller wäre, wenn man jetzt eine schöne Fiori-App entwickelt, eine Web-Applikation und die dann halt mobiloptimiert. Damit habe ich eigentlich zwei oder drei Fliegen mit einer Klappe erschlagen.

 

Erfahrungen mit nativen Apps
Michael Scheffler:

Das war auch das Vorgehen, was mir jetzt vorgeschwebt ist, was ich jetzt gewählt hätte. Hast du Erfahrungen mit nativen Apps? Kennst du da Beispiele, wo Kunden auf diese Variante gesetzt haben?

Martin Koch:

Haben wir z. B. auch für einen Kunden entwickelt, eine mobile Zeiterfassung, die halt dahinter ins SAP integriert ist, aber halt ins klassische, aber über die BTP wieder. Damals war es noch die HANA-Cloud-Plattform. Da hat die Mittelware noch HANA Cloud Integration geheißen, da ist die Integration darüber erfolgt, aber funktioniert nach wie vor und da hat sich auch nicht allzu viel geändert. Immer, wenn es um das Thema Offline-Fähigkeit geht, da komme ich mit Fiori-Apps nur ganz, ganz schwer weiter, da muss ich eigentlich wirklich nativ entwickeln. Offline-Fähigkeit ist in Zeiten wie diesen nicht mehr immer so die Schlüsselanforderung. Das ist zwar nice to have, aber wenn man dann sieht, was das an Mehraufwand verursacht, entscheiden sich die meisten Kunden glücklicherweise dagegen.

Michael Scheffler:

Da reduziert sich dann die Anzahl der sinnvollen Use Cases wirklich auf ein Minimum.

Martin Koch:

Genau. Oder wenn ich wirklich auf große Dokumentenmengen zugreifen muss und das über ein Mobilfunknetz ein Problem wäre, dass man das entsprechend vorab lädt in die App und das ist halt nativ viel einfacher als mit Fiori und dass ich die dann halt zur Verfügung stellen kann die Daten, das ist schon ein Anwendungsfall, den wir schon gesehen haben.

 

Die SAP Cloud Integration
Michael Scheffler:

Super, danke dir. Das hat sehr geholfen, um mal die Möglichkeiten im Kontext von HR besser einschätzen zu können. Lass uns mal auf ein anderes, sehr spannendes Themengebiet zu sprechen kommen, nämlich das Thema Integration. Wir haben es vorhin schon gestriffen gehabt. In unserem Umfeld, also im HR-IT-Umfeld ist das ja oftmals ein großes Thema, Stichwort hybride Systemlandschaften.

In diesem Umfeld haben wir als projekt0708 auch einige Erfahrungen schon sammeln dürfen bei unseren Kundenprojekten und oftmals besteht eben die Herausforderung, dass SAP SuccessFactors im Zuge der Einführung mit bestehenden On-Premise-Systemen, sprich mit Sub HCM integriert werden muss, also wie gesagt hybride Systemlandschaften. Wir setzen dazu oftmals auf die SAP Cloud Integration, also einen Service der SAP BTP und die dient quasi als Mittelware der Integration der verschiedenen Produkte aus dem SAP-Portfolio. Kannst du nochmal ein bisschen im Detail aus das Thema Integration zu sprechen kommen bitte. Welche Grundfunktionen gibt es? Welche Adapter gibt es? Welche Integrationsszenarien gibt es? Das ist noch spannend für unsere ZuhörerInnen.

Martin Koch:

Ja sehr gerne. Was SAP an der Stelle bietet, ist eben die Cloud Integration, so nennt sich jetzt die spezielle Applikation dafür. Das ist nichts anderes als der Nachfolger der Process Orchestration in der On-Premise-Landschaft. Wird von SAP mittlerweile auch so positioniert, gibt auch schon Migrationstool oder wird noch heuer fertiggestellt, dass man das wirklich migrieren kann und der Vorteil ist halt dieser Mittelware einfach einerseits einfach zu erlernen verglichen mit den Gegenstücken, die SAP früher hatte in der On-Premise-Landschaft.

Michael Scheffler:

Stichwort XI.

Martin Koch:

Ja, Mapping, Java Mappings usw. Da war man wirklich gefordert als Entwickler oder auch als Berater. Da hat sich wirklich sehr viel zum Positiven geändert. Wirklich leicht zu erlernen und was SAP an der Stelle auch schafft oder von Anfang an im Hinterkopf hatte, es wird jetzt sehr viel sog. Pre-Package-Content ausgeliefert. Ich kann dem Kunden nicht zumuten, wenn er ein Cloudsystem von SAP kauft und er muss sich in der On-Premise-Landschaft integrieren, dass ich dann ein 500-Tage-Projekt hinterher aufsetzen muss dafür. Und da hat man einfach die gängigen Use Cases genommen und entwickelt wirklich Content dafür, d. h. wenn ich jetzt z. B. das Org Management aus SuccessFactors integrieren möchte in mein HCM-System dahinter On-Prem, dann gibt es einen fertigen Content.

Es würde auch ein Erweiterungskonzept geben, nur wird das in den meisten Fällen von SAP selbst nicht wirklich bereitgestellt oder eingehalten, aber für Eigenentwicklungen durchaus interessant. Wo es auch wirklich sehr viel Content gibt, ist das ganze Thema Business to Government. In Deutschland z. B. oder auch die Integration in diverse Steuerbehörden rund um den Globus, da gibt es wirklich sehr viel fertigen Content und da kann man sich wirklich massiv Zeit ersparen und natürlich auch die Weiterentwicklung, die liegt dann komplett bei SAP. Da gibt es durchaus sinnvollen Content.

Michael Scheffler:

Wie qualitativ hochwertig ist dieser Content? Kann ich, um beim Beispiel SuccessFactors zu bleiben oder dem Position Management in SuccessFactors, brauche ich da dann noch Erweiterungen bspw.?

Martin Koch:

In manchen Fällen schon. Das ist wirklich dann vom Anwendungsfall abhängig. Das ist halt wirklich für den Standard ausgelegt. Da muss man auch so ehrlich sein und sagen „wie viel SAP-Kunden laufen in der On-Premise-Landschaft wirklich im Standard?“ und damit kann man die Frage wahrscheinlich relativ einfach beantworten, d. h. ich werde in den meisten Fällen erweitern müssen. Das wird anders nicht klappen. Wenn ich wirklich alles an Daten in der Cloud benötige.

Michael Scheffler:

Wie aufwendig ist das? Du hast angedeutet da gibt es ein Erweiterungskonzept, aber ist das praktikabel?

Martin Koch:

Das wäre eigentlich praktikabel. Das ist aber genauso wie ich das im klassischen SAP habe mit Erweiterungspunkten. Da müsste SAP an bestimmten Stellen Erweiterungen vorgesehen haben. Dort würden dann eben die Erweiterungen aufgerufen werden.

Michael Scheffler:

Also die Renaissance des User Exits in der Cloud?

Martin Koch:

Richtig, im Wesentlichen ja.

Michael Scheffler:

Super. Integration ist gut und kann in den Projekten gut zum Einsatz kommen, habe ich verstanden.

Martin Koch:

Und auch wenn man selbst entwickeln muss. Wenn es keinen Standard Content gibt, was ja doch häufig der Fall ist, dann bin ich damit auch sehr schnell, dass ich z. B. eine Schnittstelle über O-Data aus SuccessFactors konsumiere und dann halt in einen anderen App bereitstelle oder die Daten in eine andere App oder Anwendung übernehme. Das lässt sich sehr einfach abbilden.

 

Funktionen und Services der SAP BTP im Bereich Innovation
Michael Scheffler:

Lass uns zum Ende hin nochmal auf ein anderes, sehr spannendes Themengebiet zu sprechen kommen, nämlich auf die Funktionen und Services der SAP BTP im Bereich Innovation. Auch das haben wir vorhin schon kurz gestriffen das Thema, was genau ist denn hierunter zu verstehen? Welche innovativen Funktionen bietet denn die SAP BTP diesbezüglich und vielleicht auch da, hast du da zwei, drei Beispiele für Use Cases?

Martin Koch:

Die innovativen Features in dem Sinne gibt es jetzt nicht. Was SAP wirklich massiv vom Mitarbeiter abhebt, das hat eigentlich jeder, die Services, die dann einen anderen Namen haben. Was SAP halt bietet, ist auf der einen Seite das Entwicklerwerkzeug mit dem Business Application Studio, mit dem ich halt wirklich Workflows entwickeln kann, Fiori-Apps entwickeln kann, teilweise mobile Applikationen, AppGyver Apps, da kann man sehr viel machen an der Stelle.

Das Schöne ist halt, das ist alles unter einem Dach, unter dem Deckmantel der BTP und aus meiner Sicht ist eine der Stärken der BTP die Integration in die On-Premise-Landschaft. Die sichere Integration über den Cloud Connector. D. h. ich kann mich damit einfach sicher aus der Cloud heraus in die On-Premise-Landschaft integrieren und bin aber nicht auf eine öffentliche Netzwerkverbindung angewiesen. Also auch aus Sicherheitsperspektive durchaus interessant. Für das Thema Innovation ist eigentlich so die klassische Eigenentwicklung und da hat SAP zwei super interessante Programmiermodelle, nämlich auf der einen Seite für die modernen Entwickler das sog. Cloud Application Programming Model und da kann ich wirklich im Handumdrehen oder wirklich sehr, sehr schnell neue Applikationen entwickeln.

Das basiert jetzt auf Technologien, die von SAP auch in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt wurden bspw. CDS, Core Data Services für den Zugriff auf Daten und das wird hier auch wieder verwendet. Wir entwickeln auch gerne mit dem, haben da schon einige Apps an der Stelle umgesetzt, weil man halt wirklich extrem schnell ist in der Implementierung. Das heißt Datenmodelle, eine Applikation, die fünf Objekte hat, die irgendwie zusammenhängen und das dann über eine Fiori-App mobil auch bereitstellen, ist ein Aufwand von wenigen Tagen, wenn überhaupt so viel. Das ist wirklich für mich eine der innovativen Funktionalitäten in der BTP.

Spannend wird dann, wenn man entwickeln muss, dann ist das entweder mit No Chairs, also Java Script oder mit Java. Das ist eigentlich alles, was SAP immer schon totgesagt hat auch mit der Ankündigung, dass der Net Weaver als Java nicht mehr weiterentwickelt wird. Da kommt man jetzt wieder zurück, spricht aber komplett andere Entwickler an, d. h. der klassische SAP-Entwickler wird damit in den meisten Fällen sowieso nichts zu tun haben. Und auch die möchte man abfangen jetzt mit dem Gegenstück zum CAP, das ist das Restful ABAP Programming Model, das RAP. Da kann ich mehr oder weniger zu sagen: Das ist ABAP in einer Cloud, d. h. dass ich wirklich ABAP entwickeln kann und das aber in der Cloudplatform oder der BTP laufen lassen kann.

Michael Scheffler:

Das ist natürlich super spannend, aber da muss ich glaube ich ein wenig Erwartungsmanagement betreiben, für SAP SuccessFactors greift das leider nicht.

 

Martin Koch:

Genau. Was man an der Stelle immer im Hinterkopf behalten sollte, die Empfehlung von SAP, wenn man Erweiterungen entwickelt, dass das Ganze eventgesteuert ist, d. h. es tritt ein Ereignis auf im SuccessFactors bspw. eine neue Bewerbung oder ein Jobposting wurde erstellt, dann sollte ein entsprechendes Event dahinter ausgelöst werden, auf den kann ich mich registrieren und der triggert sozusagen meine Erweiterung dahinter. Da ist das Problem, wie man wahrscheinlich jetzt schwer erraten kann, es gibt natürlich nicht für jedes Ereignis ein Event, der ausgelöst wird, den ich konsumieren kann, d. h. da bin ich auf das angewiesen, was SAP hier veröffentlicht hat.

Michael Scheffler:

Das ist ja das altbekannte Problem an der Stelle.

Martin Koch:

Als Beispiel auch, wir haben mit dem CAP, mit dem Cloud Application Programming Model, wir haben bei uns im Sommer einen Praktikanten aus einer Schule, die hier in der Nähe ist und der hat in einem Monat eine kleine Lagerverwaltung entwickelt, wirklich komplett Backend, Datenspeicherung in einer HANA-Datenbank plus das Frontend mit einer Fiori-App. Das war so ein Aufwand von einem Monat ca. für einen unerfahrenen Entwickler sogar.

Michael Scheffler:

 D. h. ich sollte das im Zweifel auch hinbekommen?

Martin Koch:

Absolut. Da sehe ich überhaupt kein Problem.

 

Stärken der SAP BTP
Michael Scheffler:

Ich sehe schon das ganze Umfeld Innovation sehr spannend, was da mit der Business Technology Platform zur Verfügung gestellt wird. Mich würde zum Abschluss noch interessieren, wo siehst du denn die Stärken der SAP BTP und du hast ja auch erwähnt es gibt da einige Angebote und Produkte auch von den Marktbegleitern der SAP auf dem Markt, Microsoft ist da ein Beispiel. Du hast zwei Themen schon erwähnt, nämlich das Thema Security, was ein Vorteil ist, so wie du das siehst und die Integration, die On-Premise-Umgebung. Fällt dir noch ein weiteres Thema ein, wo du sagst „wenn ein Kunde hier Anforderungen besitzt, bietet sich die BTP an“?

Martin Koch:

Eigentlich schon auch ein Use Case, der in letzter Zeit bei Kunden auftaucht und zwar kann ich über die BTP über eine bestimmte Funktion dieser Integration Suite, über das API Management, kann ich jetzt meine APIs von On-Premise-Systemen und Cloud-Systemen Externen zur Verfügung stellen. Das heißt ich habe z. B. eine Third Party oder einen App-Entwickler, der möchte APIs von mir konsumieren, möchte auf Daten zugreifen, dann kann ich das ganz einfach über dieses API Management bereitstellen und ich kann sogar ein Verrechnungsmodell dahinter legen, dass ich dann z. B. pro API-Aufruf einen bestimmten Betrag verrechne oder einen Staffelpreis. So etwas lässt sich auch sehr einfach lösen und wird mittlerweile mehr, was man an der Anzahl der Projekten erkennen kann, liegt aber daran, dass es in der Lizenz der Integration Suite enthalten ist. Mit dieser Integration Suite habe ich das API Management mit lizensiert und damit wird es auch verwendet.

Michael Scheffler:

Das ist spannend.

Martin Koch:

Der Vorteil aus meiner Sicht von SAP verglichen mit dem Mitbewerb, den es an der Stelle gibt, mit Microsoft, mit Amazon, ist halt wirklich die nahtlose Integration in die SAP-Landschaft. Zum Thema Security hat SAP auch sehr viel gemacht, da bietet SAP auch einige Services mittlerweile. Da kann ich bspw. für die ganze Authentifizierung der Benutzer SuccessFactors als führendes System verwenden. Es gibt auch eine direkte Integration, dass SuccessFactors sozusagen mein User Store dahinter ist und die ganze Authentication läuft gegen die User Basis aus SuccessFactors. Das ist auch in der Cloud ein Anwendungsfall, dem man immer häufiger begegnet mittlerweile.

Michael Scheffler:

Also du bist da maximal tief in der Materie drinnen, ich glaube wir könnten noch eine Stunde über das Thema philosophieren, wir sind aber auch leider schon am Ende der Zeit, insofern würde ich jedem, der da Interesse hat tiefer einzusteigen deine Bücher empfehlen und die dann auch in den Shownotes verlinken. Natürlich auch die Homepage von Cloud DNA, da findet man auch nochmal alle Details zu euch und auch Bücher, die wirklich sehr, sehr lesenswert sind. Insofern bedanke ich mich, Martin.

Martin Koch:

Sehr gerne. Vielen Dank auch von meiner Seite. Herzlichen Dank für die Einladung. Ich hoffe mein österreichischer Akzent war nicht zu schwer zu verstehen, aber als Bayer ist es wahrscheinlich nicht so schwer.

Michael Scheffler:

Also ich hatte keine Schwierigkeiten. Man hat sogar stellenweise die Kirchturmglocken im Hintergrund gehört, also insofern hat man das Land durchgehört.

Martin Koch:

Das tut mir Leid, weil bei uns ist daneben die Kirche und heute ist erster Schultag und bei uns gehen die Schüler traditionell noch in die Kirche am ersten Schultag. Da ist geläutet worden, an das habe ich nicht gedacht.

Michael Scheffler:

Macht gar nichts, ich glaube man hat trotzdem alles verstanden. Also dann, Martin, nochmals danke, schönen Tag noch.

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