HR/IT TALK Episode #24

SAP UX Best Practices von Union Investment


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Die Union Investment mit Sitz in Frankfurt am Main ist Teil der Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Im Bereich des Personalwesens setzt die Fondsgesellschaft auf das klassische on-premise basierte SAP HCM – dies gilt auch für das SAP Enterprise Compensation Management, also dem Vergütungsmanagement für Mitarbeiter. In mehreren Ausbaustuften wurde die SAP Lösung konsequent weiterentwickelt und erfährt nun eine Optimierung der Nutzererfahrung bzw. der User Experience. Mit Daniel Seidler, Leiter Personalcontrolling & Compensation und Cornelius Fleiner, IT Fachbereichsbetreuer für den Konzernbereich Personal, unterhält sich projekt0708 Geschäftsführer Michael Scheffler über Erfahrungswerte und Best Practices auf diesem Gebiet.

 

 

Ergänzende Informationen zu dieser Episode:

 

 

DAS INTERVIEW ZUM NACHLESEN

Michael Scheffler:

Hallo Daniel, hallo Cornelius. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt und heute zu Gast seid bei mir hier im Format HR IT-Talk. Wir kennen uns ja schon sehr lange, haben auch schon eine gemeinsame Projekthistorie. Wir wollen uns gemeinsam heute über das Thema UX oder User Experience von Business und SAP-Anwendungen bei eurem Unternehmen, der Union Investment, unterhalten. Zu Beginn würde ich euch bitten wollen, dass ihr euch ein wenig vorstellt, also euch als Person, eure Funktion und natürlich auch Union Investment als Investmentgesellschaft der DZ Bank, dass ihr die vielleicht nochmal ein wenig unseren Zuhörerinnen und Zuhörern vorstellt.

Cornelius Fleiner:

Ja gerne, hallo Michael. Danke für deine Einladung hier ins virtuelle Tonstudio. Mein Name ist Cornelius Fleiner, ich arbeite seit sieben Jahren bei der Union Investment, bin zugehörig zur IT und zwar nennt sich meine Position IT-Fachbereichsbetreuung für Personalinformationssysteme. Man kann sich das so vorstellen, dass ich die Personalabteilung berate zu neuen HCM-Lösungen, gerade in Projekten und Vorhaben. Ich selbst von meinem Werdegang arbeite seit über 20 Jahren im SAP-Umfeld, habe als Programmierer irgendwann mal angefangen, dann als Berater und würde sagen, dass ich mich im SAP-HCM-Umfeld sehr gut auskenne.

Daniel Seidler:

Mein Name ist Daniel Seidler. Ich arbeite schon seit über zehn Jahren bei der Union Investment im Bereich Konzernpersonal. Ich verantworte die Themen Personalcontrolling und Compensation. Gerade im Compensation-Umfeld nutzen wir sehr viel die SAP-ECM-Applikationen und da werden wir ja im Laufe des Gesprächs noch tiefer drauf eingehen. Vielleicht noch ein Wort zur Union Investment, gerade um die Größe besser einschätzen zu können. Wir sind die Fondsgesellschaft der DZ Bankgruppe. Dazu gehören alle Volks- und Raiffeisenbanken, was unsere Schwestergesellschaften sind und bei uns arbeiten ca. 4.000 Mitarbeiter, die ein verwaltetes Vermögen von rund 385 Milliarden Euro unter sich haben und die entsprechenden Führungskräfte arbeiten sehr viel auch mit SAP im Frontend-Bereich und darüber werden auch im Endeffekt die Mitarbeiter gesteuert.

 
Rückblick: Einführung der SAP Enterprise Compensation Management Lösung bei der Union Investment
Michael Scheffler:

Ja, beeindruckende Zahlen. Vielen Dank Daniel und Cornelius für die Vorstellung. Es ist schon ein paar Jahre her, da durften wir, Projekt0708, als externer Dienstleister euch, die Union Investment, bei der Einführung der on-premise basierten SAP-Enterprise Compensation Management Lösung, kurz ECM-Lösung der SAP unterstützen. Ich kann mich gut dran erinnern, es bestanden hohe regulatorische aber auch datensicherheitsrelevante Anforderungen, sehr komplexe Anforderungen auch im Bereich der Bonusberechnung für die sog. Risk Taker, die bei euch im Unternehmen eine spezielle Zielgruppe darstellen.

Wir hatten das Projekt ja damals gemeinsam erfolgreich in-time und in-budget live setzen können und betreuen euch seitdem im Betrieb der Lösung, bei der Weiterentwicklung der Lösung. Wir werden heute auch ein bisschen auf die weiteren Ausbaustufen in diesem Umfeld zu sprechen kommen. Daniel, könntest du unseren Hörerinnen und Hörern nochmals vorab einen kleinen Rückblick geben und etwas zu der implementierten Lösung eurer Prozesse erläutern?

Daniel Seidler:

Ja Michael, ich war ganz froh, wo wir das endlich einführen konnten, SAP-ECM, weil wo ich vor zehn Jahren hier angefangen habe, haben wir die Vergütungsplanung noch über Excel gemacht und wir waren damals einfach schon zu groß, das mit Excel abzubilden. Das hatte, wie jeder kennt, viele Nachteile. Das Projekt hat es dann auf die professionelle Stufe gehoben, die wir eigentlich auch von anderen SAP-Anwendungen gewohnt waren und wir bilden jetzt die gesamte Bonus- und Entgeltplanung über das ECM ab. Sowohl die Top-Down, als auch die Bottom-Up-Planung. Also Top-Down, das vom Vorstand Entschiedene geben wir über das Frontend, über unser Mitarbeiterportal an die Führungskräfte weiter und die können dann je nachdem nochmal leicht adjustieren und wir fassen das dann im Backend zusammen und können das für die Entscheidungsträger entsprechend aufbereiten.

Du hast auch die Risk Taker angesprochen, das ist eine ganz besondere Mitarbeitergruppe seitdem wir reguliert werden. Das sind besondere Anforderungen an die Vergütung, sowohl die Bemessungsgrundlagen, die mehrjährig sein müssen, als auch dann die Auszahlung über einen 3- bis 5-Jahres-Zeitraum inklusive noch Instrumente, wo sich dann je nach Erfolg oder Misserfolg nochmal die Auszahlung verändern kann. Das haben wir im SAP-ECM mit euch damals abgebildet.

Das ist auch einmalig im Banken- und Finanzbereich, dass man das so in SAP drin hat, dass es keine Medienbrüche mehr gibt. Dass wir nichts mehr in Excel haben müssen. Wir sind total revisionssicher damit und auf Knopfdruck kriegen wir die entsprechenden und korrekten Daten hin. Das würden wir gerade aufgrund der Mehrjährigkeit in Excel nicht mehr hinkriegen. Das wäre zu viel. Zusätzlich bieten wir den Führungskräften natürlich auch unterjährig das Vergütungsprofil eines jeden Mitarbeiters an. Aber da komme ich später nochmal genauer drauf zu sprechen.

 

Vorteile der User Experience durch SAPUI5
Michael Scheffler:

Genau. Zwischenzeitlich arbeiten wir ja an einer weiteren Ausbaustufe für das SAP ECM, nämlich an einer Optimierung der User Experience auf Basis von SAPUI5. Ziel ist, das User Interface genau der angesprochenen Endanwender komplett neu zu denken und mittels einer Individualentwicklung zu ersetzen. Welchen Nutzen siehst du denn an der Stelle durch SAPUI5 und warum nutzt ihr überhaupt Fiori bzw. nicht Fiori?

Daniel Seidler:

Ja damals haben wir den SAP Standard implementiert. Im wahrsten Sinne des Wortes war das damals auch der Standard. Wenn man sich das aber heute anguckt, jeder, der das SAP-Umfeld kennt, weiß sofort, was ich meine, es ist veraltet, von der Optik her und es bietet nicht alle Möglichkeiten, die eigentlich eine moderne Software bieten sollte. Es ist nicht mehr State-of-the-Art. Ganz einfach gesagt. Ich kann z. B. irgendwelche aufsummierten Werte nicht nochmal speziell grafisch markieren, da stößt der Standard einfach an seine Grenzen und wir wollen den Mitarbeitern ein übersichtliches Vergütungsprofil zur Verfügung stellen und auch sozusagen die User Experience damit steigern. Aber vielleicht aus deiner Sicht, Cornelius, aus der technischen Sicht, vielleicht nochmal eine kleine Erläuterung?!

Cornelius Fleiner:

Ja, man kann definitiv sagen, bislang war das Compensation Management absolut funktional. Bei der Vergütungsplanung hatte man genau das erreicht, was man wollte. Aber funktional ist halt nicht alles. Es ist trotz alledem keine attraktive Applikation gewesen. Jetzt versuchen wir mit SAPUI5 die Attraktivität wesentlich zu erhöhen.

 

Insights in den SAPUI5 Leitfaden
Cornelius Fleiner:
Michael Scheffler:

Ich weiß, Cornelius, ihr habt dazu einen sehr umfassenden SAPUI5 Leitfaden entwickelt und da sehr viel Gehirnschmalz reingesteckt. Kannst du uns dazu noch ein paar Insights geben, was genau habt ihr damit bezweckt?

Cornelius Fleiner:

Wir haben uns ganz bewusst für SAP UI5 entschieden. SAP UI5 ist ja ein Programm, Framework basierend auf html5. Das bietet unglaublich viele Freiheiten an der Stelle um eine Applikation so zu gestalten, wie man sie auch aus dem Internet kennt. Unabhängig, responsives Design und de facto bietet das Framework alle Möglichkeiten, um Applikationen so umzusetzen, dass der Nutzer im Fokus steht. Aber diese Freiheit muss man natürlich auch nutzen. Deswegen haben wir eine Guideline SAP UI5 Guideline, erstellt, man kann sich das vorstellen, am Anfang wurde das zusammengeschrieben und der SAP UI5 Guideline war ein Word-Dokument, was auf der einen Seite Methoden enthält, UX-Vorgaben für Designer, aber auch Vorgaben für die Programmierung, für die Entwickler.

Wir haben festgestellt „das ist 150 Seiten stark geworden, das liest sich keiner mehr durch“, sodass wir die SAP UI5 Guideline dann umgestellt haben und mittlerweile auch als Website anbieten. Vielleicht noch ein Wort dazu, oft fällt das Wort SAP Fiori und SAP UI5 in einem Atemzug. Da eine Abgrenzung ist nicht immer ganz einfach, aber ich versuche die mal hier zu finden, indem ich diese Begriffe einordne.

SAP UI5 ist die neueste Technologie von SAP, um Web-Applikationen zu bauen. SAP Fiori beruht auch auf SAP UI5, allerdings ist es das Look and Feel, wie sich die SAP das vorstellt. Damit werden die Standardapplikationen im Webumfeld zur Verfügung gestellt und es sieht halt aus wie SAP.

Auf den ersten Blick sieht man auch gleich „hier handelt es sich um eine SAP Web-Applikation“ und für viele passt der Standard einfach nicht. Gerade wenn es darum geht, dass Kunden, User, ganz eigene Vorstellungen davon haben, wie eine Web-Applikation auszusehen hat, weil einfach hier der Kontext nicht passt, sodass man sagen kann „SAP Fiori eignet sich, wenn der Standard ausreicht“, aber ist schwerfälliger um anzupassen und man sieht den Applikationen immer an „das sind SAP-Applikationen“: SAPUI5, die Technologie, das Programmier-Framework bietet einem alle Freiheiten, sodass man wirklich Websiten bauen kann wie man sie aus dem Internet kennt mit unter Umständen ganz fancy Benutzeroberflächen, aber auch eben so passgenau wie sie der Endanwender braucht. Unsere SAP UI5 Guideline bildet den Rahmen, damit am Ende trotz alledem wir in unserem Corporate Design, was wir natürlich anwenden, trotzdem homogene Web-Applikationen im SAP-Umfeld haben.

 

Warum ist UX Design so wichtig?
Michael Scheffler:

Frage dazu, habt ihr einen Head of UX oder einen CXO oder warum ist euch das Thema UX Design so wichtig an der Stelle?

Cornelius Fleiner:

Wir haben tatsächlich zwei Personen bei der Union Investment, die das Thema User Experience vorantreiben. Wir im SAP-Umfeld beschäftigen uns seit 3 ½ Jahren damit. Parallel dazu wurden die zwei Positionen geschaffen, die natürlich jetzt nicht nur SAP-spezifisch das Thema User Experience sich anschauen und strategisch voranbringen, sondern die über das gesamte Unternehmen schauen, was man mit User Experience erreichen kann. User Experience ist kein Trend, das ist sicherlich auch nicht nur eine Methodik, sondern es ist ein vollkommen anderes Paradigma, wie man Lösungen entwirft, indem man immer die Kundenperspektive einnimmt.

UX scheint auch, um mal mit einem Vorurteil aufzuräumen, aufwändiger zu sein und tatsächlich muss man dafür auch Budget einplanen, aber ein Motto, was ich immer wieder sage, „wer User Experience nicht beachtet, der entwickelt mehrfach, nämlich oft am Kunden, am User vorbei“. Damit das nicht geschieht, kommen User Experience Methoden zum Einsatz, dass der User von Anfang an im Mittelpunkt steht.

 

SAP ECM Vergütungsmanagement - Welche Applikationen sind bei der Union Investment bereits davon unabhängig schon auf UI5 Basis umgesetzt? 
Michael Scheffler:

Wir sprechen ja heute schwerpunktmäßig über die Applikationen rund um das SAP-ECM, das Vergütungsmanagement. Welche Applikationen habt ihr bei der Union Investment bereits davon unabhängig schon auf UI5-Basis umgesetzt. Gibt es schon Erfahrungswerte?

Cornelius Fleiner:

Ja, die gibt es. Wir haben jetzt mittlerweile, ich muss zählen, zwei Applikationen live gesetzt an der Stelle. Wir sind bei ein paar Applikationen gerade am Bau. Wir testen gerade eine. Was haben wir live gesetzt? Eine möchte ich erwähnen, meine Lieblingsapplikation ist die Tradings Landschaft. Wer sich im SAP-Umfeld auskennt, der weiß, dass die Lösung dazu die Learning Solution ist von der SAP. Ein wichtiger Bestandteil für Mitarbeiter ist, dass man im Trainingskatalog sich hier heraussuchen kann das entsprechende Training, was zusammenpasst, sich darüber informiert und entsprechend sich darauf bucht oder reserviert, wenn das Training schon belegt ist. Dieser ganze Prozess zwischen Suchen und Buchen, war bislang wenig attraktiv, unhandlich und wir haben diesen Prozess sehr viel gefälliger macht, sodass er Begeisterungen weckt.

Mittlerweile in neuen Trainingslandschaften sind die Trainings hoch attraktiv, werden da präsentiert, man kann ich genau informieren was einen erwartet bei dem Training selbst, weil hier gezeigt wird, was die Trainingsinhalte sind, mit welchen Methoden gearbeitet wird, was es für wichtige Hinweise gibt für die Teilnehmer, wie sie sich vorbereiten können, sodass derjenige, der Interesse hat, genau weiß, auf welches Training er sich bucht. Der ganze Buchungsprozess ist sehr viel vereinfachter und wir arbeiten sehr viel hier auch mit Fotos von den Trainings, sodass man sagen kann, der ganze Such- und Buchungsprozess ist – attraktiver würde ich nicht sagen – es macht Spaß. Es macht Spaß sich zu informieren, was für ein tolles Angebot wir in der Trainingslandschaft heute haben und es geht einfach wesentlich schneller, sich auch zu buchen.

 

Was soll in Hinblick auf UX optimiert werden?
Michael Scheffler:

Daniel, vielleicht mal mit Blick auf das SAP ECM, was konkret soll denn hier auf Basis von eurem Leitfaden im Hinblick auf UX optimiert werden?

Daniel Seidler:

Ich guck erstmal in die Zukunft, 2022 haben wir es geplant, dass wir die Vergütungsplanung, also Bonus- und Entgeltplanung dann auf UI5 umstellen, um das noch attraktiver für die Führungskräfte zu machen, aber auch das Performance Management, was nicht nur Führungskräfte, sondern auch die Mitarbeiter betrifft und das nicht nur optisch attraktiver zu gestalten, sondern zusätzliche Funktionalitäten mit einzubauen. Aber Cornelius hat es gerade erwähnt, wir sind auch aktuell an einer Umsetzung dran, das ist die Vergütungsübersicht, die jederzeit unterjährig von den Führungskräften aufgerufen werden kann und wir wollen hier den Führungskräften was ganz anderes noch an die Hand geben, wie die Standardtabellen und dazu sind wir gerade im Dreiergespann unterwegs mit einem UX Designer – wenn wir ein Haus bauen würden, würde ich ihn den Architekten nennen – mit einem Programmierer – beim Hausbau ist es der Ingenieur – und dem Fachbereich, dem User, also wir, die dann die Bewohner sind.

Dieses Dreiergespann ist so wichtig, dass wir Bewohner, User sagen können „wir wollen es so und so“, der Architekt entwirft uns was Schönes, aber der Ingenieur kann gleichzeitig die Hand heben und sagen „das geht aber technisch nicht umzusetzen“ und natürlich zuzüglich nutzen wir noch bestimmte User, die wir mit einbinden in Tests, um natürlich die Meinung vom Endanwender reinzubringen und nicht nur im Elfenbeinturm irgendwas entwickeln. Das macht richtig Spaß mit allen Beteiligten hier was Neues für die User Experience zu erarbeiten und nicht erst beim fälligen Produkt die Endanwender drauf loszulassen und die sozusagen als Test User zu nehmen, aber im Livesystem und dann haben wir im Nachgang Change Requests, weil wir dann Feedback von den Führungskräften, von den Anwendern kriegen. Das ist auch schön beschrieben in dem Podcast von Ralph Tonn, der die Nummer 22 war, den habe ich mir interessiert angehört, und da geht er genau auf dieses Thema ein.

Michael Scheffler:

Den werde ich auch gleich mal in den Shownotes zu dieser Episode verlinken. Sehr spannend, was unser Kollege da an der Stelle für Insights verschafft hat.

 

Projektvorgehensweise
Michael Scheffler:

Cornelius, können wir uns vielleicht dem Thema von der Vorgehensweise her nähern? Wie habt ihr das Projekt aufgesetzt? Wie gingen wir gemeinsam vor?

Cornelius Fleiner:

Es ist eine andere Vorgehensweise. Früher haben wir Meetings gehabt, haben die Anforderungen besprochen, haben Protokolle geführt, haben die in ein Fachkonzept geschrieben. Heute ist es tatsächlich so, dass wir Workshops gestalten von Anfang an Methoden aus dem Umfeld User Experience zur Anwendung bringen. Ich mache ein Beispiel: Wir analysieren am Anfang immer die Bedürfnisse der User. Das sind nicht unbedingt die Bedürfnisse des Auftraggebers. Ich mache ein Beispiel für die Vergütungsübersicht: Natürlich arbeiten mit der Vergütungsübersicht auch Personaler und unsere Auftraggeber ist die Personalabteilung, aber maßgeblich sind die Führungskräfte, die mit der Applikation arbeiten und es tut gut allen Beteiligten zu verstehen, in dem Fall, wer die Vergütungsübersicht aufruft, was die Bedürfnisse sind, die analysieren wir ganz im Detail, machen daraus auch im weiteren Verlauf eine User Journey um festzustellen, wie mit der neuen Applikation dann später gearbeitet werden soll und da fallen uns schon viele Fallstricke auf, wo man an der Stelle Lösungen finden muss, was für den User wichtig ist.

Diese konzentrierte Vorgehensweise ist ein ganz anderer Ansatz. Dementsprechend werden auch die Ergebnisse hier auch ganz anders dokumentiert. Ich hatte eben gerade eine User Journey erwähnt. Ganz wichtig ist mit so einem Designer werden Bias Frames erstellt, gezeichnet, sodass man an den Bias Frames immer wieder in der Iteration überlegt, wenn die Applikation so aussieht, ein Bias Frame ist ja im Grunde genommen nur eine gezeichnete Skizze, die immer präziser wird, bis die Applikation direkt dargestellt wird, dass man in Iterationen sich daran abarbeitet, wie die Applikation tatsächlich entworfen wird, sodass wir, bevor das erste Mal programmiert wird, genau schon wissen, wie die Applikation später aussehen wird.

Das ist ein riesiger Unterschied zu der traditionellen Vorgehensweise, wo der Auftraggeber kurz vorm Testen das erste Mal die Applikation vorgestellt bekommen hat bzw. der End-User in vielen Fällen erst zur Produktivsetzung die Applikation gesehen hat. Wir visualisieren in diesem Fall hier sozusagen die Applikationen, die programmiert werden und besprechen immer wieder Ergebnisse durch und überlegen, ob die Kundenbedürfnisse dadurch erfüllt werden. Da gibt es natürlich einen ganzen Methodenbaukasten, was man da wählen kann.

 

Welchen Mehrwert sieht man im Bereich UX für Führungskräfte?
Michael Scheffler:

Daniel, du hast es ja gerade sehr schön mit dem Hausbau verglichen, dementsprechend sind du und dein Team, ihr seid die Bewohner des Hauses. Maßgeblich sind aber natürlich auch die Führungskräfte in der Linie als ganz wichtige Klientel für das ECM-System. Welchen Mehrwert siehst du im Bereich UX für diese Zielgruppe?

Daniel Seidler:

Definitiv, die Führungskräfte sind ja ganz wichtige User oder wenn man auch an andere Applikationen denkt, die Mitarbeiter. Hier, wenn wir uns die Vergütungsübersicht anschauen, müssen wir dahin kommen, dass die Führungskräfte nicht parallel noch eine Excel-Datei haben. Leider ist das in einigen Fällen, vielleicht auch in vielen Fällen so, wir kriegen das ja nicht immer mit. Da stoßen wir ja auch an die Grenzen des Datenschutzes, da muss man sehr aufpassen. Aber ohne Wissen können wir das auch nicht immer verhindern. Aber wir können eine Lösung zur Verfügung stellen, die einfach so gut ist, dass die Führungskräfte keine Notwendigkeit mehr haben einer eigenen Excel-Datei.

Das haben wir so geschaffen, wenn man sich die ersten UX-Studien anschaut, dass wir sowohl grafische Elemente mit drin haben, aber auch schon in einer attraktiven Tabellenform erste Informationen von dem Mitarbeiter haben. Man kann es sich wie ein Schaufenster vorstellen. Da sehe ich auch noch nicht alles, aber ich kann schon mal gewisse Produkte, gewisse Preise sehen und wenn ich mehr erfahren will, gehe ich in den Laden rein, in dem Beispiel dann in das Vergütungsprofil, wo ich dann z. B. eine Historie sehe, wo ich die Verbindung mit den Beurteilungen Performancemanagement sehe.

Dadurch soll die Führungskraft auch gut vorbereitet sein, um Mitarbeitergespräche zu führen im Rahmen der Bonusrunde, im Rahmen der Entgelterhöhung, aber auch dass eine gezieltere Gehaltsentwicklung möglich ist, weil durch unsere Vergütungsübersicht hat die Führungskraft die Möglichkeit Mitarbeiter miteinander zu vergleichen mit wenigen Klicks, optisch schön nebeneinander gestellt, auch grafisch nochmal dargestellt, um einfach zu sehen „wie ist die Performance bei den einzelnen Mitarbeitern? Wie ist das Gehalt? Wie sieht das auch optisch / grafisch aus, wo man auch sieht, wie hoch der fixe und der variable Anteil ist“. Dadurch hoffe ich einfach, dass wir hier den Führungskräften ein attraktives und mit mehr Funktionen ausgestattetes Tool demnächst zur Verfügung stellen können.

Cornelius Fleiner:

Vielleicht noch eine Anmerkung. Was ich auch so festgestellt habe, wenn man UX einfließen lässt von Anfang an in Projekten, dann steigert das tatsächlich die Motivation ungemein. Daniel, kannst du das bestätigen, dass das einfach auch Spaß macht in den Workshops ganz anders vorzugehen?

Daniel Seidler:

Definitiv. So wie ich es beschrieben habe, macht das alleine uns schon in Workshops Spaß und den Endusern, denen wir es bis jetzt gezeigt haben, da sieht man richtig die Augen leuchten, was sie dann in Zukunft erwarten wird und die werden definitiv mehr damit arbeiten und werden auch, wenn sie es haben, auf ihre Excel-Datei gucken und sagen „ne, sowas veraltetes in Excel brauchen wir nicht mehr. Ich habe doch eine tolle Anwendung“.

 

User Research zur Optimierung der Apps
Michael Scheffler:

Ihr sprecht die Zufriedenheit an. Gibt es vielleicht irgendwelche Kennzahlen, mit denen ihr diesen Spaß, die Zufriedenheit der Endanwender messt und nachhaltet? Gibt es da irgendwelche Ansätze auf eurer Seite?

Daniel Seidler:

Aus Fachbereichssicht erstmal nicht. Natürlich können wir das ersehen durch die Anzahl der Telefonanrufe. Gerade wenn die Vergütungsrunden sind, da klingelt das Telefon schon öfter und das ist einerseits für uns nicht optimal, weil wir aus unserer Arbeit gerissen werden und für die Führungskräfte auch nicht. Die Führungskräfte sollen anhand des Tools selbsterklärend sich schon die Informationen rausziehen können, was aktuell  nicht gegeben ist. Es gibt immer wieder Sonderfälle, ob es nun Teilzeit ist oder besonders bei uns auch Altersteilzeit, die ein bisschen separater zu betrachten sind, aber das muss das Tool leisten können und wenn für uns die Anzahl der Telefonate runtergeht, ist das schon ein großes Indiz und auch der bilaterale Austausch mit den Führungskräften, den wir hier sehr oft haben, wo wir dann auch qualitativ ein Feedback von denen kriegen. Aber Cornelius, ich glaube aus der IT-Seite siehst es ein bisschen anders aus, korrekt?

Cornelius Fleiner:

Ja, du hast es ja schon mitbekommen, wenn wir jetzt hier so ein Projekt haben, dann versuchen wir den User von Anfang an irgendwo einzubinden. Ein Beispiel ist, das macht ihr ja auch, ihr führt Interviews mit Führungskräften. Das ist ein ganz einfaches Mittel, was auch relativ schnell zur Anwendung gebracht werden kann. Das Ganze stößt natürlich an die Grenzen, wenn man jetzt viele Führungskräfte interviewen möchte, was sich sehr gut bewährt hat, ist ein sog. First-Click-Test. Da kann ich auch mal mit 30, 50, 100 oder auch mehr Usern gemeinsam testen und herausfinden „wie kommt denn die neue Applikation an an der Stelle?“, indem ich Aufgaben dazu stelle, dass sie die Applikation bedienen müssen und man genau aufzeichnet, wo die Kollegen hingeklickt haben. „Was war der First-Click?“, um dann auch Rückschlüsse zu haben „wird die Applikation verstanden?“, bzw. man kann dann auch mal fragen, wenn sie es hier an der Stelle nicht verstanden haben, was der User benötigt.

Ein anderes probates Mittel, was wir leider noch nicht verwenden, aber was ich mir sehr gut vorstellen kann, ist, das mir die Möglichkeit gibt bei jeder Applikation tatsächlich spontan auch sein Feedback zu geben. Man denke hier nur mal an Amazon, wo es möglich ist zu Produkten seine Sternchen abzugeben und wenn man möchte, einen kleinen oder längeren Kommentar abzugeben. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn wir im Unternehmensumfeld wüssten, welche Applikationen besonders gut ankommen und welche weniger gut ankommen bzw. noch besser, dass wir das statistisch auswerten können und dass wir schon Ideen bekommen, mit welchen Themen wir in Zukunft arbeiten können, indem die Leute uns qualitatives Feedback geben. Ich sage es ganz bewusst: Wer seine User kennt, dem verraten die ganz genau, was er auch braucht. Da müssen wir hier in der Zukunft auch mehr haben.

Michael Scheffler:

Ja Daniel, Cornelius, vielen, vielen Dank für das spannende Gespräch und die interessanten Einblicke. Ich freue mich richtig drauf mit euch gemeinsam die Initiativen weiter vorantreiben zu dürfen. In diesem Sinne, euch einen schönen Tag und bis bald.

Daniel Seidler:

 Ja Michi, vielen Dank.

Cornelius Fleiner:

Hat Spaß gemacht bei dem Format dabei zu sein, Michael, bis bald und ich bin gespannt auf deinen nächsten Podcast. Auf Wiedersehen,

 

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