Von 'Old Work' zu 'New Work' - aber wie?

Unter dem Begriff New Work versteht man alternative Arbeitsmodelle und Organisationsansätze unter dem Einsatz digitaler Technologien und Kommunikationsmöglichkeiten. Gerade in der aktuellen Zeit werden solche Modelle immer attraktiver. Denken Sie etwa an Stichworte wie mobiles Arbeiten, Home Office oder digitale Kollaboration.

Der Begriff geht bereits auf die Mitte der 1970er Jahre zurück, als Frithjof Bergmann ein theoretisches Konzept der neuen Arbeit entwickelte. In Zeiten, in denen sich die Arbeitswelt massiv wandelt – Stichwort HR Transformation, wurde nun aber auch der Ruf nach einer klaren Definition von New Work immer lauter. Geht man nun noch einmal zurück auf Bergmanns Ansätze, wird klar, dass er zu seiner Zeit von viel mehr als nur ein bisschen "Virtual Collaboration" sprach. Vielmehr ging es ihm um das Infragestellen bestehender Strukturen und darum, dass der einzelne Mitarbeiter sich in seiner Arbeit völlig selbst verwirklichen kann. Er ist dann in der Lage, sich komplett selbst zu organisieren. An einigen Stellen geht er sogar bis hin zur sogenannten „Abkehr von der Lohnarbeit“. Diese Ansätze lassen sich in der Realität nicht beobachten. New Work ist aktuell viel mehr ein Schlagwort, unter dem sich die unterschiedlichsten Ansätze, auf jeden Fall aber durchaus Transformationsprozesse im Personalwesen und eine neue Arbeitsgestaltung wiederfinden.

Von einer klaren Definition des Begriffs New Work sind wir allerdings noch weit entfernt. Vielmehr könnte man behaupten, dass man derzeit so viele Antworten auf die Frage nach einer Definition bekommt, wie man eben Menschen fragt. Die Antworten dürften derzeit auch sehr unterschiedlich ausfallen und eine Spannweite von echter Digitalisierung und Agilisierung des täglichen Lebens bis hin zur legeren Bürokultur mit „jederzeit Bier im Bürokühlschrank“ aufweisen.

 

Ludwig Wartlsteiner

Im Interview mit Ludwig Wartlsteiner, Consultant bei projekt0708

Im HR IT Talk Interview von projekt0708 hat sich Ludwig Wartlsteiner, HR Consultant bei projekt0708, über seine Definition und seine Erfahrungen mit dem Thema New Work geäußert. In seinen Augen ist es besonders wichtig, dass sich Unternehmen ein wirkliches Changemanagement vornehmen und nicht lediglich den sprichwörtlichen Kickertisch in den Personalraum stellen, ein bisschen Home Office propagieren und das Ganze unter dem Aspekt New HR verkaufen. Vielmehr sollte es um Dinge wie Selbstorganisation und Vertrauen in Organisationen, sowohl im faktischen wie auch im rein zwischenmenschlichen Bereich gehen. Hier geht es tatsächlich um viel mehr als nur reine Prozessbeschreibungen. Vielmehr sind es die sogenannten weichen Faktoren, eine grundsätzliche Arbeitseinstellung, ja, fast schon eine Philosophie der Zusammenarbeit in Organisationen, die das Thema New Work charakterisieren.

 

 

Digitalisierung als Grundvoraussetzung für New Work

Ein weiterer Ansatz in der HR Transformation ist die Digitalisierung, wobei die Gefahr besteht, dass Firmen sich ausschließlich um die Digitalisierung kümmern und damit den Prozess der Implementierung von New Work als abgeschlossen ansehen.

Tatsache ist: Digitalisierung ist ein wesentlicher Baustein der New Work, denn ohne diese ist es kaum möglich, wirklich eigenständig und selbstbestimmt zu arbeiten. Niemand kann sich selbst organisieren, wenn er auf verstaubte Aktenordner in einem Archiv angewiesen ist. Vielmehr begünstigt eine gut umgesetzte Digitalisierung, dass Menschen und Organisationen remote und flexibel arbeiten können.

Die Corona-Pandemie dürfte zudem ihren wesentlichen Anteil am Vorantreiben der Digitalisierung und einer tatsächlichen Implementierung von echter New Work geleistet haben.

 

New Work als Haltung

 

Die neue Arbeitsgestaltung darf aber nicht beim technischen Wandel stehenbleiben. Denn eine Firma kann sich Laptops, Cloudlösungen und ein mobiles Dokumentenmanagement zulegen - und das Ganze in Rekordgeschwindigkeit. Wenn dann aber der Wandel in den Köpfen nicht nur der Mitarbeiter, sondern insbesondere auch des Managements, also der Führungsebene nicht stattfindet, findet keine wirkliche Veränderung statt. Gerade alteingesessene Manager haben in ihren Köpfen noch immer eine enge Verknüpfung zwischen der Länge der Anwesenheit eines Mitarbeiters im Büro vor Ort und seiner Leistungsfähigkeit, seinem Engagement und letzten Endes sogar seiner Produktivität. Im Klartext gesprochen: Es hilft einem Unternehmen überhaupt nichts, wenn es in der Theorie die „fancy neuen digitalen Workflows“ gibt, diese aber unter einem Berg aus Anwesenheitspflicht und strikten Kernarbeitszeitdefinitionen begraben werden. Hier ist ein echter Kulturwandel das Stichwort.
Das Ziel der neuen Arbeitsgestaltung und der HR Transformation sollte eine gut gelungene Verschmelzung von Digitalisierung mit einem New Work Mindset sein. Im Zentrum all dieser Betrachtungen muss der Mensch stehen, denn wenn wir von HR sprechen, geht es um die „Human Ressources“, also den Faktor Mensch im Unternehmen. HR steht hier ganz klar in der Pflicht, nicht nur die Teammitglieder, sondern vor allen Dingen auch die Führungsebene mit ins Boot der Transformation zu holen.

Die Motivation dürfte klar sein: Es geht um effizientes Arbeiten bei gleichzeitiger Loslösung von starren Gedankenmustern. Fakt ist aber auch, dass die technische Umsetzung zu dem Zeitpunkt stehen muss, zu dem der Wandel in den Köpfen der Menschen stattgefunden hat. Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche technische Umsetzung der New Work im Bereich HR ist die bspw. Die Einführung der SAP Cloudlösung „SAP SuccessFactors“. Da SuccessFactors weit mehr ist als eine bloße HR Lösung, vielmehr ein unternehmensweites Managementsystem mit unterschiedlichen Tools für die verschiedenen Abteilungen. Dadurch werden Prozesse ganzheitlich betrachtet und erneuert. Nicht nur rein fachliche Aspekte spielen in diese Lösung mit hinein – im Gegenteil: Auch der Mensch wird kann und soll den Wandel im Unternehmen aktiv mitgestalten. Wenn das gelingen soll, beispielsweise in der IT-Abteilung, dann ist es nötig, dass Unterstützung bei drei wesentlichen Themen stattfindet: HR Transformation, also der konkrete Wandel der IT Abteilung an sich, aber dann auch das Changemanagement und die virtuelle Zusammenarbeit.  Zuerst muss ein Bewusstsein für den Wandel hin zur New Work geschaffen werden. Idealerweise sollte wirklich jedes Teammitglied mitgenommen werden – buchstäblich vom Werksstudenten bis hin zur Führungskraft. Hier trifft natürlich jeder auf unterschiedliche Herausforderungen und genau das ist auch die spannende Aufgabe der HR Abteilung. 

Die Pandemie als treibende Kraft

In Coronazeiten, in denen viele Unternehmen vor einer Home Office Pflicht standen, kam der Wandel zu New Work relativ überstürzt. Ein wirklich kultureller Wandel fand meist nicht statt. Dennoch hat genau diese Zeit den Bereich der virtuellen Kollaboration ganz aktiv vorangetrieben. Selbst Unternehmen, die schon viel auf ‚Remote Work‘ gesetzt hatten, standen plötzlich vor der Situation eines geschlossenen Büros. Der Wandel in den Köpfen der Menschen wurde hier mit Macht vorangetrieben. Präsenztermine fielen aus und Alternativen mussten geschaffen werden. Zudem fiel die direkte Interaktion weg und man musste sich auf andere Faktoren in der Zusammenarbeit konzentrieren. Der einzelne Mitarbeiter war hier gefordert, sich auch innerlich neu zu definieren. Wer ist man, wenn man nicht mehr im Workshop, im Seminar, in der Schulung sitzen und Post-its austauschen kann, wenn das Lernen nicht mehr vom Flipchart oder bestenfalls vom Beamer aus stattfinden kann? Gerade Schulungsleiter und Führungskräfte sehen sich seither vor der Situation, dass sie die Menschen zu Hause, also in einem ganz anderen Umfeld, dazu motivieren müssen, bei der Sache zu bleiben. Neue Ansätze sind hier absolut gefragt.

 

 

​​​​​​New Work als wirklich neue Lösung

New Work soll und darf keinesfalls zum reinen Schlagwort verkommen. Gerade die Coronakrise hat uns schon so viele Wortschöpfungen gebracht, an die wir vorher nicht zu denken wagten. Umso wichtiger ist es, dass ein vergleichsweise alter Ansatz wie der der New Work als aktiv gelebtes Konzept in den Unternehmen ankommt. Dazu bedarf es einer aktiven HR Abteilung, die die HR Transformation wirklich vorantreibt. Es bedarf aber auch fähiger Führungskräfte, die den Wandel begleiten und einer guten Portion technischen Fortschritts, der die neue Arbeitswelt auch in Hardware und Software abbildet.

 

 

Blog "passion-for-HR"

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